Bildstöcke

Auf Uissigheimer Gemarkung finden sich viele Kleindenkmale und Bildstöcke, die zum Teil schon sehr alt sind. Auf dieser Seite sehen Sie eine Übersicht über viele dieser Kleindenkmale. Die Fotos und Texte wurden alle von Herrn H. Beierstettel zur Verfügung gestellt. Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals sehr herzlich für die Arbeit und Unterstützung bedanken.

Bildstock mit gekreuzigtem und kreuztragendem Jesus (1608), der ursprünglich im Wald am Bronnbacher Pfad stand
 

 
Bildstock mit gekreuzigtem und kreuztragendem Jesus (1608), der ursprünglich im Wald am Bronnbacher Pfad stand
Bei diesem Bildstock, der heute im Uissigheimer Pfarrhof steht, dürfte es sich um den Original-Bildstock handeln, von welchem heute eine Kopie zumindest in der Nähe seines Original-Standorts steht: Lauf & Uihlein (s.u.) fanden den Bildstock nämlich 1966 noch (…) am Bronnbacher Pfad im Wald abwärts von der Fatimagrotte, seitlich vom Pfad, ganz versteckt (…). Ungefähr dort, nämlich direkt am heutigen Weg (Richtung Schlangengraben) unmittelbar rechts von der Fatimagrotte steht heute jene Kopie dieses Bildstocks. Falls sich der alte Bronnbacher Pfad von der Fatimagrotte direkt hangabwärts Richtung Taubertal zog –wie die Beschreibung des Originalstandorts bei Lauf & Uihlein vermuten läßt- dann ist dieser alte Pfad von Uisiigheim zum Kloster Bronnbach heute vollständig verschwunden. Zumindest einen kleinen, zugewucherten Graben konnte ich noch erkennen, der durchaus der letzte Rest des im Laufe der Jahrhunderte durch rege Nutzung zum Hohlweg gewordenen Bronnbacher Pfads sein könnte.
Der ungewöhnliche Originalstandort des Bildstocks lässt vermuten, dass er am Ort eines Unglücks errichtet wurde, sei es zum Gedenken an jemanden, der dort zu Tode kam oder als Dank für den glimpflichen Ausgang eines gefährlichen Ereignisses.
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Das Bildmotiv dieses alten Bildstocks ist außergewöhnlich: Im hohen, oben mit einem für die Zeit typischen, geschwungenen Satteldach abschließenden und darauf von einem kleinen Kreuz bekrönten Bildteil findet sich nämlich neben der üblichen Abbildung des Gekreuzigten (im oberen Drittel) darunter auch noch eine Abbildung des kreuztragenden Jesus. Der kreuztragende Christus in der unteren Bildhälfte ist dabei größer als der Gekreuzigte dargestellt.
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Ebenfalls direkt im Bildteil –nämlich zweispaltig links und rechts vom Gekreuzigten- findet sich zudem auch noch eine erste Inschrift, die heute auf dem verwitterten Original-Bildteil im Pfarrhof allerdings kaum mehr zu entziffern ist. Lauf & Uihlein haben jedoch in ihrem Buch (s.u.) eine derart detaillierte Skizze des Bildteils, dass man die dort ablesbare Inschrift wohl getrost als die unverfälschte ansehen darf:
(links des Gekreuzigten:)
WER SEIN
CREUTZ NIT
AUFF SICH
NIMB UND
FOLGET MIR
NOCH DER IST
MEIN NIT
WERT
.
(rechts des Gekreuzigten:)
FUR WAR
ER HAT
UNSER SCH
WACHHEIT
AUF SICH
GENUMEN
.
Auf die Kopie des Bildstocks (bei der Fatimagrotte) wurde die Inschrift inhaltlich identisch, aber mit geringfügig abweichenden Zeilenumbrüchen übernommen:
WER SEIN / CREUTZ NIT / AUFF SICH NIMB / UND FOLGET MIR / NOCH DER IST / MEIN NIT WERT
FUR WAR / ER HAT UNSER / SCHWACHHEIT / AUF SICH / GENUMEN
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Der Bildstockstamm ist laut Lauf & Uihlein an der Vorderseite in drei Felder eingeteilt, die mit Ornamenten versehen sind – so wie dies heute bei der Kopie dieses Bildstocks nahe der Fatimagrotte der Fall ist. Beim vermeintlichen Originalbildstock (vgl. obiges Foto) hingegen befindet sich auf dem Bildstockstamm vorne nur die Jahreszahl 1608; auch das Original-Bildteil im Pfarrhof dürfte somit also wohl nicht auf dem Original-Stamm sitzen.
Auf der linken Seite des Originalstammes fand sich nach Lauf & Uihlein eine weitere Inschrift (die auch an entsprechender Stelle bei der Bildstockkopie an der Fatimagrotte, nicht jedoch bei der Version im Pfarrhof angebracht wurde):
GOT DEM
HEREN ZU
LOB UND
EHRN
ANNO DOM
1608
Darunter folgte noch ein Wappenschild mit querliegendem Stab, zwei Sternen und den Buchstaben M und S. Lautete der Nachname des Stifters etwa Stern, Sta(a)b, Stäblein o.ä.?
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verwendete Quellen:
Lauf, Helmut & Uihlein, Otto. Uissigheim im Spiegel seiner 1200jährigen Geschichte (Eigenverlag der Gemeinde Uissigheim, 1966), S. 387, Nr. 5
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H. Beierstettel

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Hochgeladen am November 27, 2013
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von H. Beierstettel
Grüßmeinstein – auf einen Findling montierter Bildstock (16./17. Jhd.)

Der Grüßmeinstein – Bildstock auf einem Findling (16./17. Jhd.):
Auf einem ziemlich hohen Sockel, der aus einem nahezu unbearbeiteten, hohen Findling besteht, befindet sich ein vierkantiger, vorne abgefaster Stamm aus rotem Sandstein, auf welchem ein rechteckiges Oberteil mit verziertem, annähernd an eine (Kleeblatt-)Kreuzform erinnerndem Dach sitzt.
Die schmalen Seitenflächen des Oberteils weisen keinerlei Reliefs o.ä. auf, ebensowenig die Rückseite. Auf der Vorderseite sieht man in einer sehr flachen, angedeuteten Nische als Relief Christus am Kreuz mit achtköpfiger Stifterfamilie unter dem KreuzLinks unter dem Kreuz erkennt man den bärtigen Mann mit zwei Söhnen, rechts die Frau mit vier Töchtern, wobei die beiden kleineren Mädchen räumlich hinter den beiden älteren positioniert sind, so dass von den jüngeren nur Kopf und Oberkörper abgebildet sind. Alle acht Familienmitglieder haben die Hände zum Gebet gefaltet, zumindest der Stifter kniet dabei.
Direkt unter dem Bild, in der breiten , sich zum Stamm hin verjüngenden unteren Randleiste des Oberteils, findet sich die Stifterinschrift:
ANNO DOMINI 1610 HAT DER EHRSAM(E)
STEFFA BERW(E)ICH DAS BILD AUFF
LASSEN RICHTEN GOTT ZU
LOB UND EHREN AMEN
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Bei dem eigentlichen Bildstock (Stamm und Oberteil) handelt es sich heute um eine gute Kopie, da laut gistbb.de (s.u.)das Original am 23./24.8.1983 gestohlen wurde und seitdem verschwunden ist. Bei der Inschrift auf dem Originalbildteil fehlten laut Cucuel & Eckert (s.u.) die beiden Buchstaben, die oben in Klammern angegeben sind; ansonsten war die Originalinschrift aber offenbar mit der auf der Kopie rekonstruierten identisch.
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Auf dem Sockel, also dem großen Findling, der damals nicht gestohlen wurde, findet sich eine weitere Jahreszahl-Inschrift, die Rätsel aufgibt:
Cucuel & Eckert (s.u.) lesen hier 1512, auf gistbb.de ist die heute schwer lesbare Jahreszahl mit 1572 angegeben. Auf dem Sockel steht also eine Jahresangabe, die 38 bzw. 98 Jahre älter als die direkt auf dem Bildstock-Oberteil genannte Jahreszahl ist.
Es liegt also die Vermutung nahe, dass der Findling zunächst als Sockel für einen anderen, verloren gegangenen Bildstock diente, der wohl relativ schnell (binnen 98 bzw. gar nur 38 Jahren) verwittert war oder zerstört wurde und so 1610 durch den heute noch (in Kopie) vorhandenen Bildstock ersetzt wurde. Eventuell hatte es sich beim ersten Bildstock ja also um einen hölzernen (vielleicht nur ein einfaches Holzkreuz) gehandelt – aber selbst Holz hätte eigentlich länger als 38 Jahre überdauern sollen, so dass ich es für wahrscheinlicher halte, dass die auf dem Findling angegebene Jahreszahl tatsächlich gar schon 1512 lauten soll.
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Laut Cucuel & Eckert wird der aufgrund seines Sockels einmalige und markante Bildstock, der wenige Meter neben der K 2820, wohl noch an seinem Originalstandort an der alten Straße nach Hochhausen (über die Meisenbacher Höhe) bei der Wegscheide nach Eiersheim steht, in Uissigheim Grüßmannstein (laut Uissigheim.de und Hans Werner Siegel Grüßmeinstein) genannt.
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Siegel (s.u.) weiß folgende Sage zum Grüßmannstein (Grüßmeinstein) zu berichten:
Als der Uissigheimer Schweinehirte seine Tiere einmal wieder zur Eichelmast in den Wald getrieben hatte, traf er dort am Waldrand den Hirten von Hochhausen. Nachdem sie sich eine Weile unterhalten hatten, trennten sie sich schließlich wieder, um ihre Tiere wieder nach Hause zu treiben. Dabei trieb der Uissigheimer Hirte jedoch ein Hochhäuser Schwein mit nach Uissigheim. Erst als der Uissigheimer Hirte schon wieder fast in seinem Heimatdorf angekommen war, erreichte ihn der herbei eilende Hochhäuser Hirte, der nämlich mittlerweile den Verlust des einen Schweines bemerkt hatte. Wild beschimpfte der Hochhäuser Hirte seinen Uissigheimer Kollegen, ihm eine Sau gestohlen zu haben. Der Uissigheimer bestritt aber den versuchten Diebstahl, war bemüht den Hochhäuser Hirten zu besänftigen und rief schließlich aus: Wenn ich dir wirklich ein Schwein gestohlen habe, so soll mich der Hergott auf der Stelle in einen Stein verwandeln!
Kaum hatte er diesen Satz aber ausgesprochen, wurde er tatsächlich zu Stein. Seine Frau bat von da an mit den Worten Grüßt meinen Stein! alle, die am versteinerten Gatten vorbei nach Hochhausen gehen wollten, ihren zu Stein gewordenen Mann zu grüßen.
So bekam der Stein, der heute noch am Originalstandort als Sockel eines Bildstocks (s.o.) steht, im Volksmund den Namen Grüßmeinstein bzw. Grüßmannstein.
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Vermutlich hat der Bildstock seinen Namen tatsächlich aus einem viel naheliegenderen Grund: Lauf & Uihlein (s.u.) berichten, dass in Uissigheim der Familienname Christmann realtiv häufig vorkam. Es wäre also gut möglich, dass der Originalbildstock (1572 bzw. 1512) von einem Mitglied der Familie Christmann gestiftet wurde. Noch in Gemeinderechnungen aus den Jahren 1712, 1726 und 1748 sei der Bildstock als Christman-Stein erwähnt, woraus dann im Laufe der Jahrhunderte Grüßmannstein wurde und so dann die Sage um den nun nicht mehr erklärbaren Namen entstehen konnte.
In einer Gemeinderechnung von 1772 taucht der Bildstock auch mal als Criffelstein bzw. Crippelstein auf, woraus sich die heute auch offenbar teilweise noch gebräuchliche Bezeichnung Kripperstein bzw. Krüppelstein entwickelt hat.

verwendete Quellen:
Cucuel, Ernst & Eckert, Hermann. Die Inschriften des badischen Main- und Taubergrundes. Wertheim – Tauberbischofsheim. (Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1942), S. 148, Nr. 388
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uissigheim.de
Siegel, Hans Werner. Zwischen Tag und Dunkel. Sagen und Geschichten aus dem Taubergrund. (Tauberbischofsheim: Fränkische Nachrichten Druck- & Verlags-GmbH, 1982); S.219, Nr. 168
Lauf, Helmut & Uihlein, Otto. Uissigheim im Spiegel seiner 1200jährigen Geschichte (Eigenverlag der Gemeinde Uissigheim, 1966), S. 203-204 & S. 388 Nr. 6
Bildstock “Heilige 14 Nothelfer” am Ortsrand von Uissigheim (an der K2880 Richtung Külsheim)
Der sagenumwobene Pestbildstock (1721)

Die Sage vom Pestbildstock:
Auf dem Weg nach Eiersheim steht unweit der scharfen Biegung am Ortsausgang [von Uissigheim] ein Bildstock. Von jeher wird er der Pestbildstock genannt. Er zeigt in der rechten Hälfte den Hl. Sebastian an einen Baum gebunden und von Pfeilen durchbohrt. Das Mittelfeld ist von einem großen, beflügelten Engel beherrscht, der mit der linken Hand auf den Heiligen deutet. Seine rechte Hand hält einen Edelmann. Dieser Fürst ist in einen weiten Mantel gehüllt und gegürtet. Das Schwert steht halb aus der Scheide heraus. Zu Füßen des Engels steht ein Hund, der zum Heiligen hinübersieht. Der Bildstock, der auf viereckiger Säule steht, trägt am Sockel die Inschrift: “GOTT ZU EHREN SBM ./. BM 1721 :/:” Der obere Teil des Bildstocks, vermutlich ein kreuzähnlicher Abschluß, ist abgeschlagen.
(…)
Das rätselhafte Bildnis mag die Bewohner des Dorfes zu der Pestgeschichte angeregt haben, wie man sie heute noch erzählt: In jener Zeit hätte in Eiersheim die Pest übel gehaust. Fast das ganze Dorf sei von der Seuche befallen gewesen und einige Bewohner hätten sich nur dadurch am Leben erhalten, dass sie nach Uissigheim gekommen wären -eben an die Stelle, wo heute der Bildstock steht- um sich das von Uissigheimern bereitgestellte Essen abzuholen.
Aber auch umgekehrt wird erzählt: In Uissigheim hätte die Pest gewütet und Eiersheimer Einwohner hätten ihren Nachbarn Essen an jene Stelle gebracht und dort niedergestellt. Die Uissigheimer hätten es dann, wenn die Eiersheimer wieder den Heimweg angetreten hatten, abgeholt. Damit sollte eine Ansteckung vermieden und eine Übertragung der Seuche nach Eiersheim verhindert werden.
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Quelle: Siegel, Hans Werner “Zwischen Tag und Dunkel – Sagen und Geschichten aus dem Taubergrund”, Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e.V. Tauberbischofsheim (Hrsg.), 1982

Inschrift auf dem Bildstock:
Gott zu Ehren
SB M ./. B M
1721 :/:

Das merkwürdige Bildmotiv des Uissigheimer Pestbildstocks
Warum sind auf dem Bildstock ein edler Mann in langem Mantel und mit halb gezogenem Schwert, ein Engel mit Hund und ein an einen Baumstamm gefesselter und von Pfeilen durchbohrter Mann zu sehen?
Bildstockstifter haben früher auf ihrem Bildstock gerne -oft als Nebenbild- auf ihren Namenspatron bezug genommen.
Bei der auf dem Bildstock rechts im Bild dargestellten Person handelt es sich ja aufgrund des gezeigten Martyriums (von Bogenschützen mit Pfeilen beschossen) zweifelsfrei um den Heiligen Sebastian. Dieser gilt als Schutzheiliger gegen die Pest und andere Seuchen, womit er alleine natürlich schon seine Berechtigung auf dem Pestbildstock hätte. (Oder wurde dem Bildstock im Laufe der Jahrhunderte bloß aufgrund der Abbildung des Hl. Sebastian Name und Funktion des Pestbildstocks zugeschrieben?) In Kombination mit der für sich alleine recht kryptischen Inschrift Gott zu ehren / SB M .,. BM / 1721 liegt also die Vermutung nahe, dass der wohl mit seinen Initialen SB M genannte Stifter den Vornamen Sebastian hatte. (B M wären demnach höchstwahrscheinlich die Initialen seiner Ehefrau. Der damals in der Region gängigste weibliche Vorname, der mit B beginnt, war Barbara.)
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Betrachtet man nach dieser Logik nun die links auf dem Bild sitzende Person eines edlen Mannes mit Mantel und halb gezogenem Schwert und denkt an den vermutlich mit M beginnenden Nachnamen des Stifters, so drängt sich der Verdacht auf, dass diese mysteriöse Person in der linken Bildhälfte niemand anderes als Sankt Martin (Mantel, halb gezücktes Schwert…) sein dürfte. Ein Blick ins Uissigheimer Telefonbuch erhärtet diese Vermutung, denn noch heute kommt im Ort ein zu dieser These passender Nachname rel. oft vor: Martini
Ich halte es daher für sehr wahrscheinlich, dass der Bildstock im Jahre 1721 von einem Uissigheimer Ehepaar namens Sebastian und B(arbara) Martini gestiftet worden ist.
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Aber auch wenn diese Vermutung stimmt, heißt das noch lange nicht, dass in der Legende des Pestbildstocks nicht doch ein Fünkchen Wahrheit liegt, denn vorherige Überlegungen ließen ja noch die Mitte des Bildes unberücksichtigt. Da sich keinerlei Bezug zwischen der Heiligen Barbara und einem Engel oder gar einem Hund als deren Heiligenattribute herstellen läßt, suchte ich nach diesen beiden Symbolen bei anderen Heiligen – und stieß auf Rochus von Montpellier (ca. 1295-1327). Rochus wurde zwar von der Kirche nie offiziell als Heiliger anerkannt, vom Volk aber dennoch bereits seit dem 14. Jahrhundert als solcher verehrt. Rochus soll der Legende nach im Jahr 1317 nach Rom gepilgert sein und unterwegs intensiv bei der Pflege von Pestkranken geholfen haben. In Piacenza (Italien) soll er sich dann schließlich auf seiner Rückreise im Jahr 1322 selbst mit der Pest infiziert haben, woraufhin er sich Gott empfohlen und in eine einsame Waldhütte zurückgezogen haben soll. In dieser wurde er dann aber der Legende nach von einem Engel wieder gesund gepflegt und während dieser Zeit vom Hund eines Junkers mit Brot versorgt. (Daher werden für Rochus gerne u.a. die Symbole Hund und Engel verwendet.) Nach seiner Gesundung vom Schwarzen Tod kehrte Rochus angeblich sofort nach Piacenza zurück und heilte dort weiterhin die Pestkranken, bis er die Pest in dieser Stadt besiegt hatte.
Es ist naheliegend, dass auch Rochus damit im Volk schnell zu einem Schutzheiligen der Pestkranken wurde und jahrhundertelang sogar einer der populärsten Heiligen war. Den Höhepunkt seiner Verehrung erreichte er zu den Zeiten der großen Pestepidemien im 17. Jahrhundert (Dreißigjähriger Krieg).
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Der Bildstock wurde laut Inschrift im Jahr 1721 errichtet – meines Wissens also schon mindestens einige Jahrzehnte nach der letzten Pestepidemie in der Gegend. Da aber nun Rochus kaum als weiterer Namenspatron auf den Bildstock gefunden hat, wäre eine andere Erklärung möglich: Das Ehepaar Martini wollte einen Bildstock stiften. Da der Ehemann nunmal Sebastian hieß und der entsprechende Namenspatron ein Schutzheiliger gegen die Pest ist, kam man vielleicht aus diesem Grund auf die Idee, als Standort für den Bildstock die Stelle zu wählen, an welcher die Eiersheimer den Uissigheimern während derer letzten Pestwelle Nahrung abgestellt hatten. So konnte man den persönlichen Stiftungsgrund noch mit einem gemeindlichen, allgemeineren verbinden, was der Wertschätzung des Bildstocks sicherlich nicht abträglich war. Da Sebastian (wie Martin) nun aber vor allem in seiner Funktion als Namenspatron auf den Bildstock sollte, wurde noch Rochus hinzugenommen, um der denkwürdigen Geschichte des Errichtungsorts auch wirklich gerecht zu werden.
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Damit wäre das außergewöhnliche, einmalige Bild des Flurdenkmals am schlüssigsten erklärt und die Legende des Pestbildstocks müsste dennoch nicht völlig verworfen werden. (Bloß dass der Bildstock erst nachträglich die Stelle der Nahrungsbereitstellung markierte.)
Bildstock von 1715 am Ortsrand von Uissigheim (an der K2880 Richtung Külsheim)
Bildstock zwischen Uissigheim und Külsheim, 1718 vom Uissigheimer Schulmeister Johann Adam Hofer errichtet
Bildstock zwischen Uissigheim und Külsheim, errichtet von Hans Miecels Berberichs Erben
Bildstock (1594) beim alten Gamburger Weg an einer Wegkreuzung am Krappenberg
 

 
Inschrift auf dem Sockel:
[Asmus Volker zu Ussickheim hat] GOT ZU LOB UND ER DIS BILDT LASSEN UFRICHTEN ANO 1594

Die Inschrift ist heute -vermutlich aufgrund einer schlechten Renovierung- nicht mehr vollständig erhalten. Der heute nicht mehr lesbare Anfang (oben in eckiger Klammer angegeben) ist zitiert nach:
Ernst Cucuel & Hermann Eckert. Die Inschriften des badischen Main- und Taubergrundes – Wertheim-Tauberbischofsheim. J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung Stuttgart (1942))
 
H. Beierstettel

 
Hochgeladen am März 19, 2012
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von H. Beierstettel
Kreuzschlepper (1890) unter der großen Winterlinde auf den Dorfwiesen

Kreuzschlepper (1890) unter der großen Winterlinde auf den Dorfwiesen (Uissigheim)
Der Kreuzschlepper steht beim Linsengraben auf den Uissigheimer Dorfwiesen unter einer großen Winterlinde (Naturdenkmal) am Ortsausgang Richtung Gamburg. Auf den Seitenflächen des Sockels findet sich die Inschrift:
Sockel-Vorderseite:
O Wanderer bet und vertraue, den[n] dein Erlößer lebt,
Zur größeren Ehre Gottes, zur Erbauung der Vorübergehenden
und zum Andenken unserer Lieben Verstorbenen, ist dieses Bild er-
richtet worden den 28 März 1890.
Sockel-Rückseite:
Errichtet von Peter Adam Bischoff und
dessen Ehfrau Lina Bischoff geborene
Bartholme. im Jahre MDCCCLXL
.
Ph. Wilhelm
– Laut Uihlein (s.u.) wurde der Bildstock am 5. Juli 1891 von Pfarrer Florian Werr eingeweiht.
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verwendete Quellen:
Lauf, Helmut & Uihlein, Otto. Uissigheim im Spiegel seiner 1200jährigen Geschichte (Eigenverlag der Gemeinde Uissigheim, 1966), S. 394, Nr. 29
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Kreuzschlepper (1890) am Linsengraben
 

 
Kreuzschlepper (1890) unter der großen Winterlinde auf den Dorfwiesen (Uissigheim)
Der Kreuzschlepper steht beim Linsengraben auf den Uissigheimer Dorfwiesen unter einer großen Winterlinde (Naturdenkmal) am Ortsausgang Richtung Gamburg. Auf den Seitenflächen des Sockels findet sich die Inschrift:
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Sockel-Vorderseite:
O Wanderer bet und vertraue, den[n] dein Erlößer lebt,
Zur größeren Ehre Gottes, zur Erbauung der Vorübergehenden
und zum Andenken unserer Lieben Verstorbenen, ist dieses Bild er-
richtet worden den 28 März 1890.
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Sockel-Rückseite:
Errichtet von Peter Adam Bischoff und
dessen Ehfrau Lina Bischoff geborene
Bartholme. im Jahre MDCCCLXL
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Ph. Wilhelm
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Laut Uihlein (s.u.) wurde der Bildstock am 5. Juli 1891 von Pfarrer Florian Werr eingeweiht.
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verwendete Quellen:
Lauf, Helmut & Uihlein, Otto. Uissigheim im Spiegel seiner 1200jährigen Geschichte (Eigenverlag der Gemeinde Uissigheim, 1966), S. 394, Nr. 29
GISterm Web; dort im Navigator (links) bei Datenquellen in der Kategorie Kleindenkmale im Main-Tauber-Kreis, Unterkategorie KülsheimKleindenkmale Uissigheim auswählen und anschließend auf der Karte daneben auf das Kleindenkmal-Symbol Nr. 28 klicken (Textinfos in Popup-Fenster werden eingeblendet).
 
H. Beierstettel

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Hochgeladen am November 25, 2013
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von H. Beierstettel
Die Grabplatte des im Jahr 1336 hingerichteten Ritters Arnold in der Uissigheimer Kirche

Die Grabplatte (1336) des Ritters Arnold in der Uissigheimer Kirche
Auf der Grabplatte ist im Halbrelief die Figur eines jüngeren Mannes mit gelockten, schulterlangen Haaren zu sehen, dessen an den Handgelenken gefesselte Hände vor dem Körper verschränkt sind. An seinem Hals sitzt ein Schwert, das von einem kleinen, heute kopflosen Männchen zu seiner Linken (vom Betrachter aus) gehalten wird. Das Bild soll also offenbar seine Hinrichtung mit dem Schwerte darstellen. Unter dem unproportionalen, viel zu kleinen Scharfrichter steht eine leere Schwertscheide, die wohl darauf hinweisen soll, dass der Hingerichtete mit seinem eigenen Schwert enthauptet wurde. Dies war wohl eine besondere Vergünstigung, ebenso wie seine Bestattung in geweihter Erde.
Oberhalb des Scharfrichters ist noch ein großes Wappenschild zu sehen. Das untere Ende der Grabplatte mit den Füßen des Ritters fehlt. Nach Cucuel und Eckert (s.u.) soll Ritter Arnold nach alter Überlieferung auf einem nun vollständig fehlendem Löwen gestanden haben. Um den Rand der Grabplatte herum verläuft die Inschrift, welche heute aufgrund der Verwitterung, der schlechten Lichtverhältnisse in der Kirche und der oben und unten weggebrochenen Teile nur noch im Ansatz zu entziffern ist. Lauf & Uihlein (1966, s.u.) zitieren die Inschrift nach Gamans (Jesuit, der Uissigheim kurz nach 1641 besuchte) wie folgt:
anno domini [1336] subiit gladio beatus Arnoldus iuvenis miles de Ussinke XVIII K. 1 December
…was sie dann so übersetzen:
Im Jahre des Herrn 1336 starb durch das Schwert der selige Jüngling Arnold, Ritter von Uissigheim, am 14. November
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Cucuel & Eckert (1942, s.u.) geben die damals noch vorhandene Inschrift so wieder:
+ AnNO DOMINI MCCC XXX (???) (???) (???) VENIS MILES DEUS SINKE X VIII K (???)
. Nach Cucuel & Eckert hätte der bereits oben erwähnte Jesuit Gamans die Inschrift so entziffert:
+ anno dni m cccxxx vi subiit gladio Beatus Arnoldus iuvenis miles de Ussincke XVIII Kl. Decebr.
…was sie nun so übersetzen:
1336 am 14. November trat im blühenden Mannesalter unter das Schwert der selige Arnold, Ritter von Uissigheim.

Der historischen Überlieferung nach war Ritter Arnold ein übler Antisemit und wurde nach damaliger Rechtsprechung somit hochverdient zum Tode verurteilt. Laut der Aufzeichnungen des Würzburger fürstbischöflichen Geschichtsschreibers Lorenz Fries beteiligte sich Ritter Arnold maßgeblich an den am 19.7.1336 in Röttingen ausgebrochenen und sich auf ganz Franken ausdehnenden Judenverfolgungen. Vermutlich war er aber sogar der Urheber und Anstifter dieser Judenverfolgung; dies berichtet nämlich der Erfurter Chronist, der sie allerdings aufs Jahr 1343 datiert: Im Jahre 1343 wurden in der Stadt Röttingen, Aub, Bischofsheim und vielen anderen Städten und Dörfern Juden getötet. Urheber und Anstifter dieser Verfolgungen war ein gewisser Ritter von Uissinkeim. (…) Daraufhin veranlassten die Juden den Herrn Gottfried von Hohenlohe durch ein Geschenk von 400 Pfund Heller, den Ritter zu fangen. Er wurde aufgegriffen und nach Röttingen gebracht. Dort legte er wiederholt dem Dekan die Beichte ab und durfte die Sakramente empfangen. Er wurde aber schließlich nach der Stadt Kitzingen geführt und dort enthauptet. Die Leiche brachte man in sein Dorf Uissigheim und begrub sie in der Kirche. Da wurde er durch unzählige Wunder bekannt.
Tatsächlich wurde Ritter Arnold (Arnold selig) in seiner Heimat noch bis ins 18. Jhd. als Wundertätiger verehrt. Sein Grab befand sich wirklich mitten in der alten Kirche. Als man es 1641 öffnen ließ, fand man darin noch türkische Fesseln und wenige Gebeine – es war also wohl schon zuvor geöffnet worden, wobei viele Knochen vermutlich als Reliquien entnommen worden waren. Erst Pfarrer Pater Josephus Hartmann, der später Abt des Klosters Bronnbach wurde, ließ in seiner Uissigheimer Amtszeit (1691-1696) das Grab abtragen und die Grabplatte an die Epistelseite versetzen (weil das Grab bei Prozessionen im Weg war). Unterhalb des Steins befand sich dann noch bis 1757 der sog. Arnolds-Kasten , in den die Bauern von ihren Feldfrüchten opferten, um Seuchen von ihrem Vieh fernzuhalten. Vor allem Wallfahrer, die auf ihrem Weg nach Walldürn einen Abstecher zur Uissigheimer Kirche einlegten, schabten Sand vom Grabstein ab, um ihn ihrem kranken Vieh zu geben. (Dieses Schicksal hatten auch viele Bilstöcke in der weiteren Region.) All die Bräuche und die Verehrung des Antisemiten Arnold endeten erst, als 1730 Pfarrer Pater Anselm Ries in dessen Grab beigesetzt wurde.

Die Juden machten noch jahrhundertelang einen weiten Bogen um Uissigheim, indem sie den Ort auf dem sog. Judenpfad umgingen, wenn sie von Gamburg nach Külsheim zogen. Dies hing vermutlich nicht nur mit der von Arnold initiierten eigentlichen Judenverfolgung im 14. Jhd. zusammen, sondern vor allem wohl mit jener daraufhin jahrhundertelangen, berechtigterweise unheimlichen regionalen Verehrung des Massenmörders als nahezu Heiligen und der damit einhergehenden –antisemitischen- Sagenbildung.
Die gängigste Version der volkstümlichen Sage vom Ritter Arnold versuchte seine Gräueltaten so ins Gegenteil zu verklären: Ritter Arnold hatte demnach an einer Fronleichnamsprozession teilgenommen und dabei gesehen, wie Juden das Allerheiligste verspottet hätten. Um diese Gotteslästerung zu rächen, beschloss er die Juden zu verfolgen und zu töten. Viele Juden sollen er und seine Mörderbande in die Richtung Eulschirbenmühle (ca. 1km nördlich von Uissigheim) gelegene Senke zwischen Tauberwald und Gamburger Rain getrieben und dort erschlagen haben. Die Senke trägt noch heute in den amtlichen Karten den Namen Judenloch.
Die Juden jedoch wussten sich aber zu wehren und schließlich gelang es ihnen, den Ritter Arnold zu töten: Am Hardwäldchen Richtung Eiersheim lauerten sie ihm auf und schlugen ihm den Kopf ab (wogegen ja schon alleine die Hinrichtungsdarstellung auf dem Grabstein spricht…). (Der bewaldete Hügel unmittelbar südlich des Hardwäldchens, gerade auf der anderen Seite des Hartgrabens, heißt übrigens noch heute Judenbuckel.)
Als man den Leichnam des Ritters fand, legte man ihn der Sage nach auf einen Wagen, der von jungen, ungewöhnten Ochsen gezogen wurde, woraufhin diese den Wagen unvermittelt aus eigenen Stücken ins Dorf gezogen und direkt vor der Kirche angehalten hätten. Nun begannen auch noch die Glocken von alleine zu läuten, woraufhin der Ritter dann inmitten der Kirche in einem Hochgrab beerdigt wurde…
Die in der Sage thematisierte angebliche Hostienschändung war damals einer von vielen üblichen vorgeschobenen Gründen zur vermeintlichen Rechtfertigung von Judenverfolgungen, die tatsächlich natürlich nur Neid, Dummheit, Fremdenfeindlichkeit und Habgier als Ursache hatten. Auch Ritter Arnold hatte vermutlich schlicht beträchtliche Schulden bei jüdischen Händlern oder Kreditgebern, die er mit der Anstiftung einer Judenverfolgung zu verdeckten und so zu tilgen versuchte. Er hätte wohl nicht erwartet, dass er dafür schließlich mit dem Leben bezahlen musste. Wer anderen eine Grube gräbt…

verwendete Quellen:
Cucuel, Ernst & Eckert, Hermann. Die Inschriften des badischen Main- und Taubergrundes. Wertheim – Tauberbischofsheim. (Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1942), S. 56-58, Nr. 109
Lauf, Helmut & Uihlein, Otto. Uissigheim im Spiegel seiner 1200jährigen Geschichte (Eigenverlag der Gemeinde Uissigheim, 1966), S. 200 – 203
Kreuzigungsgruppe (1886) in der Froschgasse

Kreuzigungsgruppe (1886) in der Froschgasse (Uissigheim)
Die Inschrift auf der Sockel-Vorderseite lautet:
Zur Ehre Gottes hat der ledige
Johann Wilhelm Berberich
von hier dieses Bild aufrichten lassen
im Jahr 1886.
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verwendete Quellen:
Lauf, Helmut & Uihlein, Otto. Uissigheim im Spiegel seiner 1200jährigen Geschichte (Eigenverlag der Gemeinde Uissigheim, 1966), S. 394, Nr. 28
GISterm Web; dort im Navigator (links) bei Datenquellen in der Kategorie Kleindenkmale im Main-Tauber-Kreis, Unterkategorie KülsheimKleindenkmale Uissigheim auswählen und anschließend auf der Karte daneben auf das Kleindenkmal-Symbol Nr. 27 klicken (Textinfos in Popup-Fenster werden eingeblendet).